Carl Ludwig Hübsch

Kosmologische Humoreske

Wie jede gute Hausfrau achtet Frau Nu darauf, dass ihr Nichts in Ordnung gehalten, ab und zu geputzt wird und dass vor allem Ordnung herrscht. Wie schrecklich ist es dann, wenn sich irgendwo im unendlichen Raum ein störendes Staubkorn einschleicht, das man auch mit Putzen und Scheuern nicht wegbekommt. Eine Blamage auf der ganzen Linie. Eines Tages begegnet Frau Nu auf ihren Inspektionstouren dem Gott Bamba. Und wie der sich da eingeschlichen hat, das weiß der Himmel! Ziemlich schnell wird beim einem ersten Sich-Beschnuppern und Aussondieren klar, dass dieser Gott Bamba auch nicht im geringsten die Absicht hat, wieder zu verschwinden. Im Gegenteil! Er will sogar mehr erschaffen – eine sogenannte Welt! Gipfel der Unverschämtheit.

Dass es diese Welt heute gibt und unter welchen Bedingungen, die ist das Thema der dramatischen Lesung. Zu Gehör gebracht wird eine gekürzte Fassung, die sich hauptsächlich um die Verhandlungen zwischen den zwei Verhandlungspartnern drehen wird. Die dramatische Lesung verbindet Auszüge aus der Kosmologischen Humoreske mit ungewöhnlichen Klangbildern der Tuba. Das Ineinandergreifen von Sprache und Musik wie auch die Präsenz der Vorgetragenden geben dem Zubehör die Möglichkeit, die Erzählung von Günther Anders plastisch und unterhaltsam zu erleben. Der Zuhörer hat die Möglichkeit, die Räume des Nichts und des Seins musikalisch zu erfassen. Die sehr humoristisch geschriebene Erzählung von Günther Anders bietet Momente der Entspannung des Lachens und Nachdenkens.

Günther Anders
wurde 1902 in Breslau geboren und studierte Philosophie. Er promovierte 1923 und lebte zunächst in Berlin und Paris. In Berlin hatte er engen Kontakt mit Brecht, Zweig und Döblin. 1933 floh er zunächst nach Frankreich und lebte dann von 1936 bis 1950 in den USA. 1950 kehrte Anders nach Europa zurück und ließ sich in Wien nieder. Ab 1954 war er Mitinitiator der Antiatombewegung. 1967 war Anders Juror in Lord Russels “War Crime Tribunal”. Im September 1983 erhielt Anders den Theodor-W.-Adorno Preis der Stadt Frankfurt zuerkannt. Neben Gedichten und Fabeln schrieb Anders schon in den Dreißiger Jahren philosophische Erzählungen. “Die Übertreibung ist Anders’ Methode; er weiß dies auch, er muss sie anwenden, um in einer Zeit zunehmender Gleichgültigkeit noch verstanden zu werden, um anzugehen gegen fortschreitende Unempfindlichkeit und sich verstärkende Bewusstlosigkeit.” Ralph-Reiner Wuthenow

Nikola Hübsch
geboren in Freiburg, war nach ihrer Schauspielausbildung in München an mehreren deutschen Bühnen sowie für Film und Fernsehen tätig. 1989 emigrierte sie nach Namibia, wo sie zunächst als Rundfunkredakteurin und -moderatorin mit Schwerpunkt Kultur und Hörspiel arbeitete. 1999 übernahm sie den Posten der Vizeintendanz am Nationaltheater Namibias; machte Regie und war Lehrerin für junge Schauspieler. Seit 2003 lebt Hübsch wieder in Deutschland.

Carl Ludwig Hübsch
geboren in Freiburg, studierte dort Improvisation und Komposition. Als Tubist und Komponist ist er im Bereich “Improvisierter und Neuer Musik” tätig. Er spielte mit Musikern wie Lester Bowie, Arthur Blythe, u.v.a. Hübschs Kompositionen sind in Radioproduktionen und auf  zahlreichen CD’s zu hören. Er spielt u.a. Konzerte in Indien, Afrika und USA. Vielfältige Erfahrungen im Bereich Theatermusik ergänzen seine musikalische Laufbahn. Im Herbst 2003 erhielt Hübsch den Jazzpreis der Stadt Essen.

“Als sich der Gott Bamba, um der unerträglichen Einzigkeit seines Daseins zu entgehen, entschlossen hatte, eine Welt zu schaffen, ließe er sich in Geschäfte mit Frau Nu, der Göttin des Nichts und der Leere ein. Denn nur Frau Nu besaß jene Nichtigkeit, ohne die die Erschaffung der gebrechlichen Wiesen und Dinge – kurz: der Welt – nicht möglich gewesen wäre. Da aber Frau Nu Bambas Zwangslage durchschaute und eine harte Geschäftsfrau war, verlangte sie als Preis für ihre Mitarbeit das Recht auf alles künftig Geschaffene. Aus diesem Grunde gilt in Molussien der Tag, an dem Bamba diese Bedingungen annahm, nicht nur als Geburtstag der Welt, sondern auch als der des Todes.”
Molussische Legende